Was für ein Gegensatz: Wo das vorletzte Kreisky-Album, „Blitz“ (2018), den traditionell rotzigen Bandsound in Richtung Pop weiterdachte und das
letzte, die fast schon optimistische Coming-of-Age-Platte „Atlantis“ (2021) mit seinem knallbunten Cover Jugend und Naivität feierte, da offeriert uns
die Band nun mit „Adieu Unsterblichkeit“ eine ausgesprochen finstere Liedersammlung.
Vom vorab veröffentlichten „Was ist das für eine Welt“ aus dem gleichnamigen TV-Tatort (in dem die Band auch zu sehen war) über den
Kannibalen-Torch-Song „Fressen“ bis zum Radspur-Roadmovie „Die Pedale“, der in zwei Minuten monolithischer Wucht endet, bilden diese Lieder
Momente der bitteren Erkenntnis ab, dunkle Geheimnisse, Epiphanien des Schlechten, Kipppunkte ins Böse. „Adieu Unsterblichkeit“ ist eine Reise ins
Herz der Finsternis und damit, wenn man so will, kathartische Musik zur verschissenen Zeit.
Einmal mehr begeistert es, wie Kreisky angespitzten Kunst-Rock, existenzielle Inbrunst und verbale Giftigkeit auf eine so überwältigende Art vereinen,
dass sie dem säkularisierten Musikfreund die Sonntagsmesse ersetzen. Ein Novum auf „Adieu Unsterblichkeit“ ist dabei, wie schnell und
nachdrücklich die Band das Register wechseln kann. So stehen beim zwischen Wehmut und Wehleidigkeit pendelnden Titeltrack verspulte
Pop-Abstraktion und rücksichtslose Ekstase Rücken an Rücken, „Geh mir aus der Sonne” schaltet von Mathrock zu blumigen Sixties-Tapezierungen
und wieder retour und „Was ist das für eine Welt“ wechselt über seine acht krautrockigen Minuten ohnehin mehrfach die Gänge.
Kreisky 2025, das ist eine einzigartige und unersetzliche Band am Höhepunkt ihrer Kunst.